Seminar (Teil 6): Kreativität (Deutsche Auffassung) und das Erfolgsprinzip der Deutschen.
„The Winner Takes It All“
Sind die deutschen Aristokraten die besseren Deutschen? Es gibt genug Beispiele, dass es nicht der Fall ist.
Aber es gibt Werte, zu denen sie sich auch heute bekennen. „In seiner Bedeutung hat der Adel als Stand längst nicht mehr so viel Gewicht in der Gesellschaft, wie noch vor der Weimarer Republik und der Abschaffung der Adelsprivilegien. Aber der Adel ist weiterhin in vielen Bereichen als elitärer Zirkel prägend: oftmals wertkonservativ und traditionsbewahrend übt er bis heute Einfluss auf die Gesellschaft, ohne selbst als Elite von herausgehobenem Stand öffentlich in besondere Weise in Erscheinung zu treten.“ (6)
„Von jemandem zu sagen, er halte sich für »was Besseres«, ist in der Regel kritisch gemeint. Man will damit ausdrücken, dass jemand Vorrechte beansprucht, die er sich nicht durch Leistung verdient hat. Aber die Formel kann auch einen Anspruch an sich selbst bedeuten: Adel bedeutet dann das Bestreben, besser zu sein als der Durchschnitt – moralisch und in der Leistung. Zwischen diesen beiden Polen changiert das Bild des Adels heute.“ (7)
Familie
(Corbinian, Prinz von Bayern: „Ich finde Familie ist etwas sehr Wichtiges und eigentlich das schönste Geschenk, das man bekommen kann.“
Soziales Engagement
(Stephanie Gräfin Burges von Pfuel: Botschafterin der SOS Kinderdörfer weltweit, Patin der SOS Kinderdörfer in Kolumbien und Russland (Bundesverdienstkreuz am Bande).
“Es ist eine gewisse Tradition des Adels, zu helfen. Einfach aus der Situation heraus, dass man groß und stark war und denen geholfen hat, denen es nicht so gut geht.“
Tradition
Corbinian
„Für ihn gehört es dazu, bei offiziellen Veranstaltungen das Familienoberhaupt Herzog Franz zu vertreten und als Repräsentant der Familie auf Veranstaltungen zu sein. Auch gewisse Umgangsformen gehen damit einher. „
Stephanie Gräfin Burges von Pfuel
„Tradition heißt nicht, dass man verharrt. Sondern Tradition kann man auch weiterentwickeln. Tradition heißt für mich, dass ich diesen Kasten hier nicht verkaufe.”
Beziehungen und ebenbürtige Heirat
Philip Kiril von Preußen
„Es gibt in unserem Hause ein unsägliches Hausgesetz, welches Bürgerliche zu Menschen zweiter Klasse degradiert.”
Erziehung
Maximilian Friedrich Freiherr du Prel
„Leistungsdruck“
Stephanie Gräfin Burges von Pfuel
„Dressur“
Glaube
Annette von Droste-Hülshoff
„Beim Erwachen in der Nacht“
Stumm ist die Nacht, doch ist sie tatenschwer,
Und Gottes Wunder wird von ihr geboren;
Sie sendet uns im Tau die Ernte her,
Sie ist das Füllhorn, das sich Gott erkoren.
Indes der Mensch dem Leibe zahlt die Schuld
Und nicht vermag an seinen Gott zu denken,
Will ihm der Herr, o übergroße Huld,
Mit milder Hand ein neues Leben schenken.
Neue Aufgaben
Der Adel ist resolut, bodenständig, unprätentiös und frei vom Manierismus.
Er ist authentisch, gebildet, kreativ und er liebt Kunst.
Führungskraft: Haben Sie das Zeug dazu?
„Einmal selber Führungskraft werden… für viele Mitarbeiter ist das ein verlockender Gedanke. Hat ja auch Vorteile: mehr Gehalt, mehr Gestaltungsspielraum, mehr Ansehen, mehr Macht. Aber: Es kann nicht nur Häuptlinge geben. Wichtiger sogar noch: Wer Führungskraft werden will, sollte auch das Zeug dazu haben. Denn der Manager-Job ist nicht zuletzt mit mehr Verantwortung, mehr Druck und höheren Anforderungen verbunden. Denen sollte man nicht nur dauerhaft gewachsen sein, sondern darin auch zunehmend besser werden wollen.“ (19)
„Wir wollen alle eine ideale Führungskraft sein, lernen es aber selten oder nie. Perfekt ist niemand, das ist klar. Trotzdem versuchen wir täglich so nah wie möglich daran zu kommen, damit alle Beteiligten zufrieden sind. Doch was sind nun die wichtigsten Fähigkeiten einer idealen Führungskraft?“ (20)
Leader – Manager – ein Vergleich
„Will man den Leader mit einem Manager direkt vergleichen, ergibt sich folgendes Bild: während Manager kurzfristig denken, haben Leaders langfristige Perspektiven. Manager haben nur den Gewinn vor Augen, Leaders hingegen beobachten den Horizont. Manager akzeptieren den Status quo, Leaders stellen ihn in Frage. Die Hauptaufgabe von Managern ist es, zu verwalten – Leaders sorgen für Innovationen. Manager bewahren die Strukturen, Leaders entwickeln sie weiter. Manager konzentrieren sich auf ein System und Strukturen, Leaders konzentrieren sich auf Menschen. Manager fragen wie und wann, Leaders was und warum. Manager packen die Sachen richtig an, Leaders packen die richtigen Sachen an. Manager sind kopierbar, Leaders sind Originale. Manager ahmen nach, Leaders sind schöpferisch und kreativ. Manager verlassen sich auf Kontrolle, Leaders wecken Vertrauen. Manager sind brave Soldaten, Leaders sind ihre eigenen Herren. (vgl. Kasper / Mayrhofer, 1996, S.183)“ (21)
„Bei den sogenannten „Hard Skills“ bleibt das Wissensmanagement die gefragteste Qualifikation – mehr als 90% der Entscheider bewerten sie in der LinkedIn Umfrage als „eher wichtig“ oder „sehr wichtig“. (22)

„Selbstführung ist die Fähigkeit, das eigene Handeln an den persönlichen Werten, Denkweisen und Zielen auszurichten. Sie beinhaltet das Wissen und die Klarheit um die eigenen Prioritäten, die Erkenntnis, selbst die Verantwortung zu tragen und etwas ändern zu können sowie die Disziplin und Umsetzungskraft, die nötigen Schritte einzuleiten.
Der Begriff Selbstführung wird dabei oft synonym mit Selbstreflexion, Selbstmanagement, Selbstorganisation, Selbststeuerung oder Selbstregulierung benutzt. Diese sind zwar eng verbunden und gehen meist Hand in Hand – sollten aber nicht komplett gleichgesetzt werden.“ (24)
„Eine erfolgreiche Führungskraft zeichnet sich dadurch aus, dass sie ihre Fähigkeiten und Fertigkeiten optimal im Beruf einsetzt und trotz Stress die Balance hält und sich selbst erfolgreich führen kann, um diese Balance zu halten.
Denn „ […] nur wer sich selbst führen kann, kann andere führen.“
Hieraus ergibt sich, dass eine Quelle von Führungserfolg darin liegt, die Fähigkeit zu entwickeln, sich selbst wahrzunehmen, um daraus ein gutes Selbstwertgefühl zu entwickeln.“ (24)
„Die Arbeitsprozesse sind in der heutigen Zeit von mehr Stress gekennzeichnet, weil Mitarbeiter, in Zeiten von Personal- und Ressourcenknappheit, in kürzerer Zeit mehr leisten müssen. Weiterhin ist die Führungskraft für seinen beruflichen Erfolg selbst verantwortlich und das kann große Auswirkungen auf seine Work-Life-Balance haben. Um den hohen Anforderungen als Führungskraft gerecht zu werden, um den Chef zufriedenzustellen und um sein Pensum am Arbeitsplatz zu schaffen, wird zuweilen das eigene Wohl bewusst zugunsten der Firma zurückgestellt. Eine Zunahme der psychischen Belastungen ist die Folge.
Besonders gefährdet sind Menschen, die hohe Ansprüche an sich selbst und an andere stellen, die alles perfekt erledigen wollen, Konflikten lieber aus dem Weg gehen und gleichzeitig ein schwaches Selbstwertgefühl haben. Oft kommt das Gefühl auf, sich stark zu verausgaben, ohne entsprechende Gegenleistungen und positive Rückmeldungen, im Beispiel unserer Führungskräfte vom Chef, zu erhalten. Dieser übertriebene Ehrgeiz, die Verdrängung der eigenen Bedürfnisse und das Ausschalten und das Nichtwahrnehmen der eigenen Gefühle, führt dann zu körperlichen Symptomen, die letztendlich in einer geistigen, körperlichen und seelischen Erschöpfung enden.“ (25)
Voraussetzung für Führungsfähigkeit
„… derjenige, der als Führungskraft für das Unternehmen die richtigen Entscheidungen treffen will, sich innerlich unabhängig machen muss. Er muss sich frei machen können von all dem, was ihn an eigenen Motiven, Ängsten und Machtphantasien beschäftigt und bewegt. Dazu gehört ein kritischer Blick auf sich selbst und eine Kenntnis des eigenen inneren Lebens. Nur so kann man sich tatsächlich in den Dienst der Sache stellen. Das heißt aber auch, dass man viele Dinge wie Ansehen oder Macht, die einem zunächst einmal als wichtig und erstrebenswert erscheinen, loslassen können muss.
Sie sollen nur lernen, die dunklen, manchmal auch chaotischen Aspekte, die jeder Mensch in sich vorfindet, wahrzunehmen, um die Kontrolle über sich nicht zu verlieren. Wenn man versucht, innere Impulse wie Ängste oder Machtphantasien zu verdrängen, bekommen diese Impulse noch mehr Macht über uns, als sie ohnehin schon haben. Nur das, was einem bewusst ist, kann man kontrollieren. Was einem nicht bewusst ist, das kontrolliert uns. Je genauer wir wissen, was da in uns an Wünschen, Sehnsüchten, Verletzungen und Phantasien lebt, desto mehr werden wir zum eigenen Herren über unser Innenleben, gewinnen darüber Autorität und können dann frei entscheiden. Wir werden durch sie nicht mehr genötigt, dem inneren Druck nachzugeben oder diesen Druck laufend zu verdrängen.“ (26)
Willi Brandt
„Empathie gilt als neue Superkraft und Goldstandard für Führungskräfte.“
„Aber was genau ist eigentlich gemeint mit empathischer Führung? Wissenschaftler Waldemar Pelz von der Technischen Hochschule Mittelhessen hat 20.000 Managerinnen und Manager befragt und drei Formen der Empathie identifiziert.
Die erste Form ist die emotionale Empathie, sich zum Beispiel freuen zu können, wenn andere sich freuen oder zu spüren, dass ein anderer Mensch genervt ist. Darauf baut die kognitive Empathie auf. Sie beschreibt die Fähigkeit, sich in die Gedankenwelt eines anderen Menschen hineinzuversetzen, vorherzusehen, wie er wohl reagieren wird auf eine gute oder schlechte Nachricht. Für den Erfolg von Führungskräften waren besonders zwei Faktoren entscheidend. Die Managerinnen und Manager verfügten über eine hohe sozialen Empathie. Das heißt, sie konnten sich nicht nur in andere Menschen hineinversetzen, sondern auch besonders gut antizipieren, wie sich eine Gruppe verhalten würde. Hinzu kam eine hohe Lösungsorientierung, also die Fähigkeit auch emotionale Probleme offen anzusprechen.“ (28)
„Sechs Megatrends bringen massive Umwälzungen für Wirtschaft und Unternehmen. Führungskräfte müssen sich darauf einstellen, dass machtbewusste Alphamännchen künftig als Auslaufmodell gelten. Ein neuer, empathischer Typ Manager stellt sein Ego zugunsten der Mitarbeiter zurück.“ (29)
Herzog Franz von Bayern
Was müssen Manager über ethisches Verhalten lernen?
„Amerikanische Business Schools haben das Thema mittlerweile in griffige Managementkonzepte verpackt. Seit Ende der 80er Jahre erfinden sie Begriffe wie CSR, Sustainable Business oder Business Ethics. Deutsche Mittelständler pflegten soziale Standards und Mäzenatentum schon von jeher – allerdings eher diskret und auf individueller Basis. Wegen dieser kulturellen Unterschiede lassen sich die angelsächsischen Konzepte nur bedingt auf hiesige Verhältnisse übertragen, haben Andrew Crane, Professor für Business Ethics, und Dirk Matten, Professor für Corporate Social Responsibility, von der Schulich Business School herausgefunden. Hierzulande war lange Zeit die Skepsis groß, ob Kurse für moralisch richtiges Handeln etwas an der Hochschule zu suchen haben.“ (31)
Welche Risiken birgt unethisches Verhalten für das Unternehmen?
„Kaum eine Organisation verzichtet heute noch auf interne Standards. Dirk Ulrich Gilbert, BWL-Professor an der Universität Erlangen-Nürnberg, erforschte, wie Unternehmen ethisches Verhalten fördern: 92 Prozent der deutschen Firmen halten etwa Ethiktrainings für sinnvoll, heißt es dort. Ethik-leitlinien gibt es in 58 Prozent der Unternehmen, Ethikkommissionen in 33 Prozent. Ethikbeauftragte oder eine Ethikabteilung haben 12 Prozent, auf Ethik-Hotlines setzen 24 Prozent.
Mit Gutmenschentum hat der Wunsch, moralisch richtiges Handeln zu institutionalisieren, wenig zu tun. Im Grunde geht es um Risikomanagement. Wie das Beispiel des Ölkonzerns BP zeigt, können Widersprüche zwischen strategischer Positionierung des Unternehmens („Beyond Petroleum“) und Verhalten des Spitzenmanagements am Ende sehr hohe Kosten verursachen.“
„Umgekehrt gilt: Verhalten sich Manager auf allen Ebenen moralisch richtig und gesetzestreu, so spart die Firma langfristig Geld. Die Schwierigkeit besteht darin, die bekannten Instrumente auf allen Ebenen zu etablieren. Unternehmen wünschen sich deshalb Managementnachwuchs, der sich intensiv mit diesen Themen auseinandergesetzt hat (…) und einen in puncto Integrität absolut untadeligen Lebenslauf vorweisen kann.“
„Weder theoretische Abhandlungen noch praktischer Aktionismus führen zum Ziel. Letzlich ist die Frage, ob jemand verantwortungsvoll führen kann, wohl eine Mischung aus Wissen, Verantwortungsgefühl und Persönlichkeit.“ (31)
„Früher war Ethik eine simple Sache, denn es gab Gut und Böse. Heute tun Menschen Böses – und merken es noch nicht einmal. Das ist die von Rupert Lay ausgemachte „neue Unredlichkeit“, die mit der Aufklärung begann, sich bei den 68ern noch mal kurz mit Proviant versorgte und anschließend mit der Globalisierung noch einmal kräftig durchstartete.“ (32)
„Ihr Credo lautet „Haben, haben, haben, haben“ – mehr Macht, mehr Einfluss, mehr Geld, mehr Ansehen. Und weil sich die globalisierte Welt nach Lay als Herrschaft der Ökonomie über die Politik darstellt, ist auch niemand mehr da, der ihrem „außergewöhnlichen Verdrängungswettbewerb“ Einhalt gebieten könnte.“ (32)
Immer mehr CEOs werden wegen ethischer Fehltritte gefeuert

„Zwischen 2012 und 2016 wurden gut einem Viertel der gefeuerten CEOs ethische Probleme zum Verhängnis – die Autoren der „Strategy& 2016 CEO Success Study“ fassen darunter Betrug, Bestechung, Insiderhandel, Lügen auf Lebensläufen oder sexuelle Übergriffe, aber auch fehlerhafte Reaktionen auf Naturkatastrophen. Der Anteil steigt – zwischen 2007 und 2011 waren es noch 12,5 Prozent.“ (33)
„Wir leben in einer Zeit, in der Entwicklungen kaum vorhersehbar sind. Zu unübersichtlich, zu komplex gestaltet sich die Umwelt. Damit gewinnt eine Tugend an Bedeutung, die vor allem Manager gern belächeln: Demut. Dabei würde sie vor allem Führungskräften ganz besonders gut zu Gesicht stehen.“ (34)
„Welche Erkenntnis lässt sich daraus ziehen? Was bleibt ist vor allem Demut. Demut vor den Geschwindigkeiten der Veränderungen. Demut vor der Unstetigkeit.“ (34)
„Die heutige Zeit lehrt uns, dass Allmachtsfantasien im Managementhandeln ausgedient haben. Der Chef als vermeintlich Allwissender, der keine Zweifel kennt und stur seinen Weg geht, der seinen Leuten sagt, wo es langgeht und alles unter Kontrolle hat, dieses Bild wirkt zunehmend unangebracht, ja falsch. Ein Anfang wäre schon einmal, zu akzeptieren, dass „Mann“ das alles nicht ist und auch nicht kann. Demütig sein, heißt loslassen zu können.
Doch es geht nicht darum, handlungsunfähig zu sein und nichts zu tun. Nokia und seine Führungskräfte sind nicht an zu viel Demut gescheitert, sondern an fehlendem Mut und Experimentierfreude.
In einer komplexer werdenden Welt müssen Organisationen für Vernetzung und einer bestmöglichen Nutzung der kollektiven Intelligenz sorgen. Und hierfür braucht es eine demütige Führungskraft. Demut hat ebenfalls mit Dienen zu tun. Die dienende Führungskraft setzt alles daran, dass die Mitarbeiter und Teams alles haben, um sich bestmöglich zu vernetzen und arbeiten zu können.“ (34)
„Demut ist die Tugend, die Führungskräfte heute am meisten brauchen. Zu häufig ist der heroische Manager, dem jede Selbstrelativierung zutiefst fremd ist. Doch er verkennt das Wesen seiner Aufgabe: Führen heißt dienen. “ (35)
„Wenn Demut und Bescheidenheit Erfolgsfaktoren für Führung sind, warum sind dann so viele Führungskräfte so arrogant?“, fragt Management-Autor Bill Taylor. Warum geben so wenige ihre Egos an der Bürotür ab, wenn persönlich bescheidenes Auftreten in der Führung mehr Erfolg bringt?
Die Tugend der Demut ist im Management verloren gegangen, weil Demut hier negativ besetzt ist. „Tief drinnen glauben viele: wenn du nicht gewinnst, verlierst du“, meint Management-Denker Edgar Schein. Stillschweigend gelte der Glaube: Das Leben ist ein ständiger Konkurrenzkampf zwischen Unternehmen ebenso wie zwischen Führungskräften. Bescheidenheit lasse einen dabei schwach und verwundbar aussehen, wenn doch demonstrative Stärke und Durchsetzungskraft erwartet werden.“ (35)
„Demut scheint für einen ergebnisorientierten Macher mit professioneller Willensstärke nicht zusammenzupassen. Genau das ist das Problem: In seinen Augen darf er sich zurückhaltende Bescheidenheit nicht erlauben.“ (35)
Dieser Irrglaube ist in großen Teilen des Managements nach wie vor Realität. „Ich entwickle Dich zum Weichei – und Du mich zum harten Kerl“: Der Pakt zwischen einem empathisch starken CEO und seinem analytisch kühlen Chef-Finanzer geht exakt in die gleiche Richtung. Wenn es um Bescheidenheit und Ambition geht, wird schwarz-weiß gedacht. Beides zusammen geht einfach nicht.“ (35)
„Und genau das ist der Trugschluss: Wirklich starke Führungskräfte verzichten auf Dominanz. Sie geben nicht vor, alle Antworten in einer immer komplexeren Welt zu kennen. Satya Nadella, CEO von Microsoft, ist ein gutes Beispiel. Er setzt seine hohe Ambition mit leisen Tönen um und lenkt damit den Fokus auf die Sache, nicht seine Person.“ (35)
„Gerade in Zeiten agilen Wandels heißt Führen mehr denn je, das eigene Ego aus dem Spiel zu nehmen, Kontroll- und Machtverlust nicht nur zu akzeptieren, sondern zu wollen, Mitarbeiter konsequent zu entwickeln und in Verantwortung zu bringen, Rahmenbedingungen so zu verändern, dass Arbeiten in agilen Teams überhaupt möglich wird. Führen im Sinne von „Servant Leadership“ ist im Zeitalter von VUKA – Volatilität, Unvorhersehbarkeit, Komplexität und Ambiguität – eine praktische Notwendigkeit.“ (35)
„Führungskräfte müssen sich die Frage stellen: Sind wir selbstbewusst genug, um bescheiden zu sein? Sind wir mutig genug, um zu dienen?“ (35)
Mit technischem Spürsinn und kaufmännischer Weitsicht baute Gerd Krick Fresenius zum Weltkonzern auf. Die Geschichte eines deutschen Ingenieurkunstwerks.
„Der Weg zu Gerd Krick ist ein wenig kompliziert. Vom Flughafen in Graz geht es zunächst zu einer OMV-Tankstelle kurz vor der slowenischen Grenze. Dort folgen Instruktionen über das Mobiltelefon. Von nun an schlängelt sich die Straße bergauf durch dichten Wald und an Weinbergen entlang auf den Kamm des Höhenzugs. Wenig später endet die Fahrt an einer steil abfallenden Schotterpiste. Erst als der Wagen vor der Einfahrt hält, lässt der Hausherr sein Telefon in der Tasche seiner hellen Breitcordhose verschwinden.
Hierher also hat sich einer der verschwiegensten und zugleich erfolgreichsten deutschen Konzernlenker zurückgezogen, in die Steiermark, auf die sonnige Südseite der Alpen, wo das Gebirge in sanften Wellen ausläuft.
Auch mit 72 ist der Mann noch immer eine beeindruckend sportliche Erscheinung. Hinter den mächtigen Brauen verbergen sich dunkle, aufmerksame Augen. Die Begrüßung ist herzlich, der Händedruck kernig. Er bittet auf die Terrasse, die eine herrliche Aussicht auf die östlichen Skigebiete Kärntens eröffnet.
Rund 800 Kilometer von der Zentrale in Bad Homburg entfernt wacht Gerd Krick als Aufsichtsratschef über eine Weltfirma, die ohne ihn schlicht nicht vorstellbar wäre, den Medizin- und Gesundheitskonzern Fresenius.
150 Millionen Mark erlöste die Firma, als der Ingenieur 1975 als Entwicklungschef im Taunus anfing. Das Geld wurde mit Infusionen und exotischen Gesundmachern wie Ginseng-Säften verdient. Nebenbei versuchte sich Fresenius als Zwischenhändler für Blutwäschegeräte und Dialysefilter – die Grundausstattung für die Behandlung Nierenkranker.
Ein solides Geschäft, aber nichts, was wirklich Großes vermuten ließ. Umso imposanter, was Krick in den vergangenen 36 Jahren daraus gemacht hat.
Heute zählt Fresenius zu den großen Krankenhausbetreibern der Republik, beherrscht den Weltmarkt für Infusionsmedikamente und ist mit zuletzt 90 Millionen verkauften Dialysefiltern und über 215 000 behandelten Blutwäschepatienten die globale Nummer eins. Das Unternehmen ist mit der Konzernmutter und der Dialysetochter Fresenius Medical Care (FMC) gleich zweimal im Dax vertreten. Zusammengerechnet bilanzierten sie 2010 Umsätze von 16 Milliarden Euro und präsentierten Gewinne von 660 Millionen Euro.
Der Kern dieser Erfolgsgeschichte ist ein durchsichtiger und genau 25 Zentimeter langer, mit weißen Kunststofffasern ausgestopfter Zylinder aus Polycarbonat. Erst vor ein paar Wochen fiel Krick dieses Relikt beim Aufräumen wieder in die Hände: ein Prototyp des ersten unter seiner Leitung entwickelten Dialysefilters. Die Nachfolger des Diakap FD 1,4 sind heute Industriestandard (…)
Anfang der 80er Jahre waren die Zylinder nichts weniger als eine Revolution. Die Polysulfonfasern, die Krick entdeckt und weiterentwickelt hatte, sind ähnlich leistungsfähig wie die menschliche Niere und waren damit den bis dahin verwendeten Modellen weit überlegen.
Fresenius begann den Markt aufzurollen und die Konkurrenz zu überrollen. Bis zu seinem Wechsel in den Aufsichtsrat kaufte der zwischenzeitlich zum Konzernchef aufgestiegene Krick insgesamt 25 Dialysefirmen in über 10 Ländern auf.
„Kombination aus technischem Gespür und kaufmännischer Weitsicht“
Zum entscheidenden Schlag setzte er im Februar 1996 an. Rund 3,1 Milliarden Dollar gab er für den US-Dialysespezialisten National Medical Care (NMC) aus. Ein Unternehmen mit einem um 50 Prozent höheren Umsatz und mehr als doppelt so vielen Mitarbeitern. Von nun an produzierte Fresenius nicht nur das technische Equipment, sondern hatte direkten Zugang zu den Patienten.
Spätestens in diesem Moment war der Aufstieg vom Nischenplayer zum weltweit dominierenden Akteur vollzogen.
Eine Geschichte wie diese hat es in der deutschen Industrie lange nicht mehr gegeben. Vielleicht muss man dafür bis ins späte 19. Jahrhundert zurückblättern. In eine Zeit, in der gleichermaßen technikversessene Gründer wie Werner von Siemens oder Robert Bosch ihre Firmen zur Weltgeltung führten. „Was Gerd Krick aufgebaut hat, ist aber mehr als ein klassisches deutsches Ingenieurskunstwerk“, sagt Beraterlegende und Fresenius-Aufseher Roland Berger, „es ist die seltene Kombination aus technischem Gespür und kaufmännischer Weitsicht.“
Bei allem Erfolg blieb der Fresenius-Patriarch einer der großen Einzelgänger der deutschen Wirtschaft. Die Machtzirkel der Topmanager hat er gemieden. Ämter in Verbänden und Kammern haben ihn nie interessiert. Die Zahl seiner Interviews lässt sich an den Fingern einer Hand abzählen.
Seit ich ihn kenne, war er stets mehr Unternehmer als angestellter Manager“, sagt Wirtschaftsanwalt Dieter Schenk, der den NMC-Kauf begleitete und heute Vize-Aufsichtsratschef bei Fresenius ist. Für seine Ideen ging Krick oft an die Grenzen und manchmal auch darüber hinaus.
Die Kosten für die Entwicklung des Prototyps portionierte er so, dass sie unter der Warnschwelle der Buchhalter blieben. „Wenn wir damals ein Controlling gehabt hätten“, sagt der heutige Aufsichtsratschef im Rückblick, „wäre nie etwas Vorzeigbares herausgekommen.“
Es gab durchaus Leute, die mit Kricks Plänen nicht einverstanden waren. Der Betriebsrat meuterte. Und die WestLB, in den 80er Jahren Großaktionär, forderte seinen Kopf und den Verkauf der kompletten Blutwäschesparte. Am Ende gewann Krick nur, weil der zuständige WestLB-Vorstand wegen einer von ihm verschuldeten Schieflage in Asien selbst gefeuert wurde.
Einstecken und Durchhalten hat Krick früh lernen müssen. Als er 1944 in Nordböhmen eingeschult werden sollte, gab es dort schon längst keine Schulen mehr. Stattdessen musste der Sechsjährige bei der Kartoffelernte helfen. Ständiger Begleiter war die Angst vor russischen Tieffliegern, die mit ihren Maschinengewehren Jagd auf die Feldarbeiter machten.
Als der Krieg vorbei war, wurde er samt Mutter und Bruder mit Hunderten anderer Sudetendeutscher in Viehwaggons gepfercht und nach Prag in ein Arbeitslager transportiert. Von Wanzen zerbissen und völlig entkräftet kam er dort an. Überlebt hat er nur, weil sich eine russische Ärztin um ihn kümmerte und ihn mit Infusionen wieder aufpäppelte.
Auch in Deutschland gab es zunächst Wichtigeres als Lehrer und Klassenzimmer. Auf Brücken saß er damals und lauerte auf die langsam heranrollenden Güterzüge. Im passenden Moment sprang er auf und räumte so viele Braunkohlebriketts ab, wie er nur kriegen konnte.
Schnell, entschlossen und eigenwillig.
Erst mit zehn fing dann tatsächlich auch für ihn die Schule an. Weil er aber fast nur tschechisch sprach, galt er den Lehrern schnell als beschränkt, faul und aufsässig. Der erste Versuch auf dem Gymnasium endete mit dem Rauswurf. Das Abitur machte er schließlich in einem Internat in Detmold. Sechs Tage Schule und am Samstagnachmittag 80 Kilometer auf dem Fahrrad nach Hause.
Besser lief es für ihn erst in den 60er Jahren. Da hat er in München Maschinenbau studiert und für den Reifenkonzern Continental geforscht. Sein Professor war so angesehen, dass sich der Doktorand Krick für die Nasa Gedanken machen durfte, ob das Mondfahrzeug besser mit Stahlgürtel- oder Vollgummireifen ausgestattet werden sollte.
Seine Versuchsreihen verschafften ihm auch seinen ersten Job – bei Conti in Hannover als Assistent des Entwicklungschefs. Nach sechs Monaten warf er hin. Die Behäbigkeit der großen Konzerne, das war nicht seine Welt.
Deshalb hat er, als er 1992 bei Fresenius zur Nummer eins aufstieg, die Firma in 17 Einzelteile zerlegt. Deren Chefs agieren seither weitgehend selbstständig. „Ein Unternehmen wächst nur dann, wenn die verantwortlichen Manager die Freiheit haben, ihr Geschäft mit ihren eigenen Ideen auszubauen“, glaubt er noch heute. „Wenn die Zentrale alles besser weiß und alles kontrollieren will, stirbt irgendwann jede Eigeninitiative ab.“
Das Risiko allen echten Unternehmertums gehört zur DNA, die der langjährige Konzernchef Fresenius eingepflanzt hat. Selbst beim Kauf des Dialysedienstleisters NMC war der Erfolg alles andere als sicher. Schadenersatzzahlungen von bis zu einer Milliarde Dollar drohten, weil das damalige Management der Amerikaner Behandlungen falsch abgerechnet hatte. Über Monate hinweg lag die Geschichte wie Blei auf der Aktie. Erst als sich die US-Behörden auf einen Vergleich über 452 Millionen Dollar einließen und sämtliche Privatklagen abgewehrt waren, erholte sich der Kurs.
Den Nervenkitzel, den Krick im Wirtschaftsleben fand, suchte er auch im Privaten. Wenn er zum Skifahren loszog, ließ er sich mit dem Helikopter auf Berge hinauffliegen, wo es noch nicht einmal mehr schwarze Pisten gibt. Und bevor ihn ein schwerer Unfall stoppte, testete er häufig und gern die Grenzen seines BMW-Motorrads.
Die Entscheidung für seinen Nachfolger traf er so, wie er auch sonst agiert – schnell, entschlossen und eigenwillig. Als Ulf M. Schneider im März 2003 Konzernchef wurde, war der gerade 37 und noch keine zwei Jahre im Unternehmen.
Gegen die Berufskrankheit erfolgreicher Unternehmer, die ihre Nachfolger gern erdrücken, hat Krick sich erfolgreich immunisiert. Er macht einfach wieder sein eigenes Ding. Besucher führt er deshalb bisweilen an den Rand seines Gartens. Dort beginnt ein Steilhang, auf dem fein säuberlich 2000 Rebstöcke aneinandergereiht sind, Weißburgunder, Merlot und Cabernet Sauvignon.
Er sitzt auf dem Traktor, beschneidet die Stöcke, spritzt Schädlingsgift und erntet die Trauben. „Das ist etwas, was ich schon immer machen wollte“, sagt er und sieht sehr zufrieden dabei aus, „meinen eigenen Wein.“ “ (36)
„Gerd Krick zähle zu den „erfolgreichsten Führungspersönlichkeiten der jüngeren deutschen Wirtschaftsgeschichte“, lobte der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank, Josef Ackermann (63). Krick habe maßgeblichen Anteil daran, dass das einst mittelständische Pharmaunternehmen Fresenius zu einem Weltkonzern der Gesundheitsbranche aufgestiegen sei. Als Krick dort 1975 als junger Ingenieur anfing, habe Fresenius nur rund 1000 Mitarbeiter gehabt, die meisten in Deutschland. Heute beschäftige der Konzern 140.000 Menschen in aller Welt. Mutig habe Krick Fresenius gleich nach seinem Amtsantritt neu geordnet und mit der Aufteilung in 17 weitgehend selbstständige Sparten gewaltige unternehmerische Kräfte geweckt.
Mit „visionärer Kraft und Leidenschaft“, so Ackermann, habe Krick den Vorstoß an die Weltspitze der Dialysemedizin betrieben, für die das Tochterunternehmen Fresenius Medical Care steht.“ (37)
„Schlägt man ein Buch zum Thema Denken und Entscheiden auf, so kann man damit rechnen, dass einem folgender Leitsatz begegnet: „Vernünftiges Denken basiert auf den Gesetzen der Logik, der Wahrscheinlichkeitsrechnung oder der Maximierung des erwarteten Nutzens.“ (38)
Aus mathematischer Sicht sind Wahrscheinlichkeit und Logik elegante Systeme, sie beschreiben jedoch nicht, wie Menschen wirklich urteilen.“ (39)
Rationales Kalkül ist beschränkt, denn erstens: man kennt die Zukunft nicht und zweitens: es gibt Unvorhersehbares. Wie also urteilt man richtig und welche ist dann die richtige Entscheidung?
Leo Tolstoi: „Das Gewissen ist unser bester und zuverlässigster Wegweiser […].“ (39)
„Von der Etymologie des deutschen Wortes ist der Begriff des Gewissens nicht erklärbar. Eher von der altdeutschen Form giwizzani als Übersetzung vom laeinischen con-scientia (Mit-wissen), das auf das griechische Wort syn-eidesis zurückgeht. Den ältesten Beleg finden wir schon um 400 v. Chr. beim gr. Dichter Euripides wieder.[6] Dort bekennt eine Figur: „Ich weiß (synodia), daß Schreckliches ich getan.“[7] Hier klagt er sich selbst als Verbrecher an.
syn-eidesis wurde früher auch nicht zuerst als ein philosophisches Phänomen betrachtet, sondern ist zunächst im alltäglich-umgangssprachlichen Gebrauch mehrheitlich vorgekommen.[8] Erst bei den Stoikern, wie Seneca (5-65 n.Chr.) wird der Begriff auch in den philosophischen Sprachgebrauch eingebunden. Seneca gebraucht den Begriff vor allem als innere Stimme Gottes und er ist der Erste, der zwischen gutem und schlechtem Gewissen unterscheidet.[9] Häufig spricht auch der jüdische Philosoph und Theologe Philo über diesen Begriff. Dort gebraucht er das Bild vom inneren Gerichtshof für die Erklärung des Begriffes.[10] Doch es bildeten sich noch weitere Metaphern raus: „Das Innere; die innere Stimme (daimonion), auch als Stimme Gottes in der Seele gedeutet; innerer Gerichtshof, indem die Selbstprüfung in der täglichen Gewissenserforschung praktiziert wird.
Allgemein zeigt sich bei westlicher Deutung das Gewissen als innere Instanz, die kognitiv die Normen ihrer Kultur kennt und sich emotional verpflichtet fühlt, das eigene Handeln nach den Normen zu hinterfragen, um nicht Scham, Reue oder Schuld bei Fehlverhalten erfahren zu müssen.“ (39)
„Die Auffassung von der theozentrischen Ethik ist, dass der richtig handelt, der nach dem Willen Gottes handelt.[21] Christliche Ethik spricht von dem Gewissen als Ausdruck der personalen Verantwortung des Menschen vor Gott. Genau dahin ordnet auch der christliche Ethiker Markus Mühling die Thematik des Gewissens ein: in die Verantwortungsethik.“ (39)
„Den Zusammenhang in Röm 13,5 „um des Gewissens willen“ kann man auch als „um der Verantwortlichkeit willen“ oder „aus Verantwortung“ deuten.[36] Damit ist die Verantwortlichkeit, die vor Gott und den Menschen gilt gemeint. Über dieses Wissen um eine letzte Verantwortung, in der der Mensch steht, spricht Schlatter als „Gottesbeweis aus dem Gewissen.“ (39)
„Im deutschen Grundgesetz zählt die Gewissensfreiheit zum uneingeschränkten Grundrecht. Im Blick auf den Kriegsdienst mit der Waffe wird die Bedeutung des Gewissensurteils noch mal hervorgehoben. Bekannt sind dabei folgende Punkte:[17]
– Man
soll und darf niemanden dazu bringen gegen sein Gewissen zu handeln.
– Das Gewissen kann irren, bleibt aber selbst da verbindlich.
– Nur der einzelne ethische Mensch kann wahrnehmen und beurteilen, was ihm sein
Gewissen sagt. Ob es klagt, verbietet oder gebietet.
Hier sind diese Fragen aber noch nicht begründet. Warum darf man jemanden nicht dazu bringen gegen sein Gewissen zu handeln, wenn es doch im nächsten Punkt heißt, dass es irren kann? Woher hat das Gewissen seine Autorität und hohen Rang?[18] Um diesen Fragen gerecht zu werden, müsste man einen Grundirrtum aus der Welt schaffen.“ (39)

Können Unternehmen ein Gewissen haben?
„Wenn ein angestrebter Gewinn im Konflikt mit dem Wohlergehen eines Gemeinwesens steht, betrachten Unternehmensleiter den Gewinn nicht immer als einziges Ziel. Auch sind sie nicht der Meinung, daß solche prinzipiellen Erörterungen nicht ihre Domäne seien. Sie konferieren mit ihren Aufsichtsräten und Managern, nehmen sich die Zeit, Politiker anzuhören, und legen behutsam einen Kurs fest, der sich im Einklang sowohl mit den Bedürfnissen der Gesellschaft als auch denen des Unternehmens befindet. Aber es ist nicht einfach, Entscheidungen so zu treffen – diese Methode enthält alle Merkmale des Handelns eines Menschen, der versucht, in einer konfliktreichen Situation richtig zu agieren. Deshalb behaupten die Autoren, daß der Begriff „Gewissen“ auch auf Unternehmen angewandt werden kann. Diese Ansicht stellt eine Verschiebung der Perspektive dar, weil die traditionelle Vorstellung von Gewissen mit einem Menschen in Verbindung gebracht wird. Wenn man indes die Grenzen einer Disziplin überschreitet, kann sich eine neue Perspektive ergeben, aus der zu sehen ist, wie Konflikte gehandhabt und Ziele deutlicher sichtbar gemacht werden können.“ (40)
„Ein Unternehmen kann und sollte ein Gewissen haben.“ (40)
„Wir vertreten diesen Standpunkt, weil wir glauben, daß das Verhalten von Individuen und Unternehmen analog ist. Wenn wir das auf den Menschen angewandte Konzept moralischer Verantwortung analysieren, stellt sich heraus, daß es auf Unternehmen als Handelnde in der Gesellschaft projiziert werden kann.“ (40)
„Es ist schwer Intelligenz knapp und präzise zu definieren und dabei eine allgemein gültige Aussage über Sinn und Zusammensetzung des Begriffs zu treffen. Es lässt sich jedoch schlussfolgern, dass der Begriff Intelligenz, ein zentrales Fähigkeitsmerkmal im Berufs- als auch im privaten Leben, sowohl von Einzelpersonen und Gruppen darstellt.“ (41)
„Beim IQ handelt es sich um den bestens bekannten Intelligenzquotienten, der etwas reduziert verbale und mathematische Logik misst und ganz allgemein kognitive Fähigkeiten aufzeigt. Der Quotient emotionaler Intelligenz, kurz EQ, fasst die Fähigkeit, sich selbst zu erkennen, Empathie und generell Kommunikationsfähigkeiten zusammen. Das heißt die eigenen Gefühle und die Anderer zu erkennen. AQ und CQ sind weniger bekannt. AQ bezeichnet den „adversity quotient“, sozusagen den Widrigkeitsquotienten. Dieser zeigt an, wie eine Person sich widrigen Umständen entgegenstellt und Lösungen kreiert. Der Curiosity Quotient (CQ) beansprucht für sich zu messen, wie kreativ und neugierig Menschen sind, aber auch wie flexibel sie denken können. Außerdem bewertet er, ob du einen „hungrigen“ Kopf hast, also wie lernbereit du bist.“ (42)
„In der Literatur wird der Begriff Intuition oft gleich gesetzt mit Eingebung oder Einsicht oder dem sogenannten sechsten Sinn (vgl. Berne 1999, S. 36). Darüber hinaus ist es auch als implizites Wissen, Erfahrungswissen und tacit knowledge ein Begriff (vgl. Zeuch 2008, S. 6). Bedeutende Philosophen, wie z.B. Kant oder Descartes, hingegen bezeichnen Intuition sogar „als einen der Bausteine ihrer großartigen Gedankengebäude.“ (Berne 1999, S. 36). Für Berne wiederum ist Intuition Wissen, „das auf Erfahrung beruht und durch direkten Kontakt mit dem Wahrgenommenen erworben wird, ohne daß der intuitiv Wahrnehmende sich oder anderen genau erklären kann, wie er zu der Schlußfolgerung gekommen ist.“ (Berne 1999, S. 36). Das bedeutet also, dass wir etwas wissen, ohne zu wissen, wie wir es wissen. Darüber hinaus kann es sogar sein, dass wir nicht einmal wissen, was wir wissen, jedoch handeln wir so, als ob unser Verhalten auf etwas beruht, das wir wissen. “ (43)
„Hänsel und Zeuch (2003a, S. 30f) beschreiben Intuition „als Bündel meist unbewusster Kompetenzen und Wissensbestände“, die wir in drei unterschiedlichen Formen erleben: Intuition als Handlungswissen, als Geistesblitz und als intelligentes Körpersignal. Bezüglich letzterem reagieren wir in bestimmten Situationen mit körperlichen Signalen. Entweder spürt man etwas positives (z.B. ein Kribbeln im Bauch) und merkt, dass es passt oder man verspürt negatives (z.B. Unbehagen, Kloß im Hals) und merkt, dass irgendwas nicht stimmt. Solche und ähnliche Empfindungen sind Ausdruck der Intuition, äußern sich aber bei jedem Menschen individuell. Diese somatischen Marker, wie sie der amerikanische Neurophysiologe Antonio Damasio bezeichnet, entstehen im Zusammenspiel mit dem Erfahrungsgedächtnis. „Dieses Gedächtnis verarbeitet eine äußere Begebenheit vor dem Hintergrund bewusster wie unbewusster Erfahrungen und drückt dann über das Körpersignal aus, wie es vor diesem Hintergrund die gegenwärtige äußere Begebenheit bewertet.“ (ebd., S. 31). Wir nehmen tagtäglich in vielen noch so kleinen Begebenheiten Informationen auf, ohne dass sie uns bewusst sind. Unser Unterbewusstsein verdichtet diese Informationsflut dann zu einem Eindruck, der wiederum in der jeweiligen Situation verfügbar ist und sich entweder in einem guten oder schlechten Gefühl äußert. Rational können wir uns in diesem Moment jedoch nicht erklären, warum wir uns so fühlen. Das Erfahrungsgedächtnis arbeitet eben schneller als der Verstand (vgl. ebd., S. 32).
Eine weitere Form von Intuition ist der Geistesblitz. Wir alle kennen diese Probleme, an denen man sich festbeißt und krampfhaft nach einer Lösung sucht und man trotzdem nicht weiterkommt. Wenn man nun für einen Moment loslässt, verträumt aus dem Fenster schaut oder erstmal den Schreibtisch aufräumt, sich also mit etwas ganz anderem beschäftigt, kommt meist in diesen abwesenden Momenten ein Geistesblitz, der uns auf dem Lösungsweg den entscheidenden Schritt voranbringt. „In der Kreativitätsforschung wird dieses mit einem Problem schwanger gehen Inkubation genannt und wird als wesentlicher Teil jedes schöpferischen Prozesses angesehen.“ (Hänsel; Zeuch; Schweitzer 2002, S. 43).
Die dritte Form der Intuition ist das Handlungswissen. Intuition kann als unbewusst angewandtes Erfahrungswissen, also Handlungswissen, erlebt werden. Bestimmte Aktionen führen wir fast automatisch aus, so als würden wir von einem inneren Autopiloten gesteuert werden. Typische Beispiele hierfür sind das Autofahren, Schwimmen oder Radfahren, um nur einige zu nennen. Einmal erlernt, vergessen wir meist das ganze Leben nicht wie es funktioniert. Diese Form der Intuition ist in der Psychologie als implizites Wissen bekannt. “ (43)
„Wenn Führungskräfte Entscheidungen treffen, urteilen sie meistens nach rationalen Gesichtspunkten. Tatsächlich sind Entscheidungen aber oft irrationaler, als viele es zugeben. Intuition kann im Berufsalltag ausgesprochen hilfreich sein – man muss nur wissen, wie man dem Bauchgefühl umgeht.“ (44)
„Entscheidungen wirken für uns am überzeugendsten, wenn sie bewusst getroffen und am besten noch mathematisch hergeleitet werden. Aber diese Perspektive sei einseitig: Wenn es um sehr komplexe Entscheidungen geht, ist Intuition sogar besser. Bei intuitiven Entscheidungen nutzen wir unser jahrelanges Erfahrungswissen.“ (44)
„Grundsätzlich stehen jedem Menschen diese zwei Wege zur Verfügung, um zu einer Einsicht und damit einer Entscheidung zu kommen, erläutert der Wissenschaftsjournalist und Sachbuchautor Bas Kast. Der eine führt mit Hilfe von Logik und Argumenten zum Ziel. Das hat den Vorteil, dass sich das Ergebnis nachvollziehen und begründen lässt. Aber nach Kasts Überzeugung hat er auch Schwächen: Der Weg über die Vernunft ist eher lang. Und er ist nicht immer der beste, etwa wenn es jemandem nicht gelingt, die Fakten zu gewichten und deswegen gar keine oder die falsche Entscheidung getroffen wird.
Weg Nummer zwei führt dagegen über das Unbewusste, und das ist sein Nachteil: Intuitive Urteile lassen sich nur schwer erklären, sie folgen ihrer eigenen Logik. Aber der Vorteil liegt für Bas Kast auf der Hand: Unser Unterbewusstsein könne notfalls unglaublich schnell entscheiden und die richtigen Schlüsse ziehen – in GefahrenAuch der Ratschlag, eine Entscheidung noch einmal zu „überschlafen“, hat viel für sich. Oft wacht der Betreffende am Morgen darauf auf und weiß, was er will. Das ist keine Zauberei, sondern Intuition: „Die meisten Menschen profitieren davon, das Unterbewusstsein eine Zeitlang arbeiten zu lassen“, erklärt Psychologe Haupt. Dafür sei eine Nacht die ideale Zeitspanne.
Aber Intuition hilft nicht immer. „Es kommt auf die Situation an“, betont Haupt. Oft sei es besser, rational zu entscheiden, an der Börse zum Beispiel. „Studien zeigen, dass intuitive Anlegerentscheidungen langfristig Verluste machen.“
„Ob eine Entscheidung mit dem Kopf oder mit dem Bauch getroffen werden sollte, ist deshalb die falsche Frage. Beides kann Vor- und Nachteile haben. Ratsam sei es vielmehr, zunächst zu klären, ob in der jeweiligen Situation lieber rational oder eher intuitiv entschieden werden sollte, empfiehlt Haupt. In der Regel sei es am besten, ein Gleichgewicht zwischen beiden Varianten zu erreichen, also den Kopf zu benutzen, ohne den Bauch zu ignorieren.“ (44)
„Ein Neffe von Benjamin Franklin (ich nenne ihn John) stand zwischen zwei Frauen. Er liebte beide, konnte sich aber nicht entscheiden. Hilfesuchend wandte er sich an seinen Onkel. Dieser gab ihm folgenden Rat: „Wenn du zweifelst, notiere alle Gründe, pro und contra, in zwei nebeneinanderliegenden Spalten auf einem Blatt Papier, und nachdem du sie zwei oder drei Tage bedacht hast, führe eine Operation aus, die manchen algebraischen Aufgaben ähnelt; prüfe welche Gründe oder Motive in der einen Spalte denen in der anderen an Wichtigkeit entsprechen […] und wenn du alle Gleichwertigkeiten auf beiden Seiten gestrichen hast, kannst du sehen, wo noch ein Rest bleibt.“ (Gigerenzer 2007, S. 13). Gesagt, getan. John war froh einen logischen Lösungsweg für sein Problem erhalten zu haben. Er nahm sich also etwas Zeit, schrieb alle Gründe auf, die für und gegen jede der beiden Frauen sprachen, gewichtete sie und begann zu streichen. Er war zu einem Ergebnis gekommen. Es stand schwarz auf weiß vor ihm, aber eine innere Stimme sagte ihm, dass es nicht stimmte. John erkannte, dass sich sein Herz bereits entschieden hatte – „gegen die Kalkulation und zugunsten des anderen Mädchens.“ (Gigerenzer 2007, S. 13). Durch diese Berechnung wurde ihm eine unbewusste Entscheidung bewusst. Die Gründe dafür kannte John nicht.“ (43)
„Leistungsträger verfügen über außerordentliches Durchhaltevermögen. Selbst wenn sie bereits zu den Besten ihres Fachs zählen, wollen sie immer noch besser werden. Selbst wenn ihr Job ihnen Opfer abverlangt, sind sie mit Leidenschaft bei der Sache. Selbst wenn sich einfachere Wege auftun, sind ihre Loyalität und ihr persönlicher Einsatz unerschütterlich. Wir nennen diese bemerkenswerte Kombination von Stärken „Biss“ (im englischen Originaltext „grit“ – Anm. d. Red.). Wer Biss hat, meistert auch die schwierigsten Herausforderungen.“ (45)
„Biss bestimmt, mit welcher Wahrscheinlichkeit Schüler den Highschoolabschluss schaffen, und erlaubt Prognosen darüber, wie erfolgreich Menschen in stressigen Jobs wie etwa im Verkauf sind. Und diese besondere Art der Entschlossenheit ist es auch, davon sind wir überzeugt, die Menschen in die oberste Führungsriege in unterschiedlichsten Bereichen katapultiert.“ (45)
„Für Führungskräfte beginnt der Aufbau einer Unternehmenskultur mit Biss mit der Auswahl und Förderung der passenden Mitarbeiter. Wonach sollten Personalchefs Ausschau halten? Die beiden entscheidenden Kriterien sind Begeisterung und Beharrlichkeit.“ (45)
„Zu verstehen, wie Unternehmergeist entsteht und wie er weitergegeben wird, ist ein Schlüssel zum Verständnis der wirtschaftlichen Entwicklung. Das Gleiche gilt für das gesellschaftliche Umfeld, das unternehmerisches Handeln positiv oder negativ beeinflusst.“ (46)
„Zilibotti und Doepke brechen mit ihrem Aufsatz «Culture, Entrepreneurship and Growth» eine Lanze für eine kulturelle Interpretation wirtschaftlicher Entwicklungen. Sie greifen dabei auf historische Beispiele zurück und schlagen die Brücke zur Gegenwart. Der Protestantismus spielt dabei (wie bei Max Weber) eine wichtige Rolle.“ (46)
Es ist eigentlich unmöglich, all die aufgeführten Fähigkeiten zu besitzen oder sie einzuüben. Man kann sie aber tatsächlich durch das Zusammenspiel von der Kreativität und Ratio erlangen. Aber wie geht es?
„So etwas wie der Gegenpol der überforderten Ratio ist das „Innere Vermögen“. Wenn wir eingangs vom „Gespür“ sprachen, das Erfolgreichen den Erfolg, Suchenden die Lösung, Künstlern das Inbild, Ärzten die erleuchtende Erkenntnis, woher die Anomalitäten rühren, Wissenschaftlern den Geistesblitz bescheren, Forschern den Einfall nahebringen, Schreibenden die erlösende Idee zu ihrem Exkurs – oder um was es auch immer gehe und des zündenden Funkens bedarf – , so braucht noch so bemühte Rationalität eben doch die entscheidende Befruchtung.“ (48)
„Vor 2000 Jahren entwickelte Aristoteles drei Denkweisen, um Probleme ganzheitlich anzugehen. Die sind aktueller denn je, denn Führungskräfte können sich damit in der aktuellen Krise wappnen.
„Wenn Sie Ihre Leadership-Fähigkeiten verbessern möchten, worauf sollten Sie dabei genau achten? Die Pandemie 2020 führt uns etwas Entscheidendes vor Augen: Als Führungskraft muss man einschätzen können, welche Art des Denkens für eine bestimmte Herausforderung die geeignetste ist. Eine falsche Herangehensweise wählt, wer beispielsweise nur wissenschaftliche Daten analysiert, wo besser ein werteorientiertes Urteilsvermögen gefragt ist. Oder genauso schlecht: Man verlässt sich nur auf Instinkte, wo eigentlich eine nüchterne Datenanalyse weiterhilft. Solche Fehler kommen immer wieder vor, denn unterschiedliche Tätigkeiten erfordern unterschiedliche Arten des Wissens und Denkens. Das ist keine neue Theorie, die wir aufstellen: Aristoteles legte sie schon vor zweitausend Jahren dar. Er unterschied dabei zwischen drei unterschiedlichen Arten des Denkens und Wissens, die in drei unterschiedlichen Bereichen des Problemlösens zur Anwendung kommen.
- „Techne bezeichnet das handwerkliche Wissen: Dabei geht es um das Wissen, wie man Werkzeuge und Methoden verwendet, um etwas zu erzeugen.
- Episteme meint demgegenüber das wissenschaftliche Wissen: Das Aufdecken von Naturgesetzen und unanfechtbaren Tatsachen, die „nicht anders sein können“ – auch wenn sie im Moment manchmal noch schwer nachvollziehbar sind.
- Phronesis wiederum bezeichnet das ethische Urteil und setzt Weisheit und den Wechsel von Perspektiven voraus, wenn Werte miteinander konkurrieren und trotzdem eine Entscheidung getroffen werden muss.“
„Es gehört zur Aufgabe einer Führungskraft, Probleme so zu formulieren, dass andere ihre Energie dafür einsetzen können, sie zu lösen. Das beginnt damit, die Natur eines Problems zu verstehen und jene Art und Weise seiner Lösung auszuwählen und vorzugeben. Seine Mitarbeiter aufzufordern, bloß Meinungen zu einem Problem auszutauschen, das eine rigorose Datenanalyse erfordert, ist ein Rezept für eine Katastrophe. Darauf zu beharren, „der Wissenschaft zu folgen“, wenn die Wissenschaft das Problem nicht annähernd lösen kann, sorgt hingegen ebenso für Frust und Lähmung.
Die Fähigkeit, die richtige Denkweise zu wählen, die für die Lösung eines spezifischen Problems erforderlich ist, lässt sich durch bewusste Einübung entwickeln. Der erste wesentliche Schritt besteht darin, zu erkennen, dass es diese unterschiedlichen Arten des Wissens überhaupt gibt, und dass es in unserer Verantwortung liegt, zu bestimmen, welche davon wann verwendet werden muss.
Trotz der Arbeiten des Aristoteles haben die meisten Führungspersönlichkeiten über die verschiedenen Arten des Denkens und Wissens, so scheint es, noch nicht viel nachgedacht. Das wird sich ändern – sobald sich Unternehmen und Gesellschaften den immer komplexeren und umfangreicheren Herausforderungen stellen – und dann werden Führungskräfte auch nach ihrer Art des Denkens beurteilt werden.“ (49)
Laut Aristoteles ist bei einem glücklichen Leben die Tätigkeit und die Handlung selbst das Ziel, d.h. die Tätigkeit selbst ist begehrenswert und macht glücklich. Es geht nicht um die Erreichung eines Zieles. In diesem Zusammenhang spielen die Tugenden eine zentrale Rolle, denn es geht um die tugendhaften Tätigkeiten, die nichts mit den individuellen Lebensbedürfnissen zu tun haben. Das heißt, dass mit einem guten glücklichen Leben in keinster Weise das individuelle egoistische Glück gemeint ist, sondern dass ein glückliches Leben in einem tugendhaften Leben sich realisiert. „Nach Aristoteles sind somit die Lebensformen der sittlich-politischen (bios politikos 2) und der wissenschaftlich-philosophischen Tugend (bios theoretikos) glückselig, weil das Glück nicht erst im Lohn der ausgeübten tugendhaften Tätigkeit liegt, sondern in dem von der Tugend geprägten Leben selbst. […] Dieses Glück ist insofern das Wünschenswerteste, als ihm nichts mehr hinzugefügt werden könnte.“
Allerdings plädiert er für theoretische Lebensform als glückseligste und schreibt den theoretischen Künsten die meiste Weisheit zu, denn die Theoretiker hinterfragen und können erklären, warum etwas wie ist. Es geht also um Philosophie.
„Beim Philosophieren geht es nämlich um die Erkenntnis (eidenai) und nicht um einen Nutzen. Da die theoretische Lebensweise dem Verhaltensmuster der Götter am ehesten entspreche, sei dies die vollkommenste Form der Tätigkeit. Die Götter gelten als glücklichste Wesen und verkörpern die uneingeschränkte Glückseligkeit, der die Menschen so nah wie möglich zu kommen versuchen. Demzufolge gilt die menschliche Fähigkeit, die in der theoretischen Lebensform gebraucht wird, als die, die am nächsten an etwas Göttliches herankommt. Wenn Aristoteles von der theoretischen Lebensform als die glückseligste spricht, schließt diese die Lust als ein Gut mit ein und man kann durchaus sagen, dass sie somit auch die lustvollste Lebensform darstellt. Es ist wichtig, dass man hier jedoch von einem glückseligen und lustvollen Leben im Ganzen und den individuellen Lüsten unterscheidet.“
„In der Ausübung der philosophischen Wissenschaft strebt der Mensch um seiner selbst willen, nicht um eines Nutzen wegen. Die theoretische Philosophie hinterfragt und erlangt somit Weisheit, wodurch sie andere belehren und für andere nützlich sein kann. Die Glückseligkeit ist in allen Lebensformen das Ziel und Ende alles menschlichen Tuns. Der Unterschied zwischen der theoretischen Lebensform und anderen Lebensformen besteht jedoch darin, dass die Glückseligkeit in dem Ausleben der wissenschaftlich-philosophischen Lebensform selbst liegt und nicht erst erreicht werden muss. Es ist deutlich geworden, dass es sich hierbei nicht um individuelle Lust-Bedürfnisse handelt, die in der Ausübung der Tätigkeit befriedigt werden sollen. Vielmehr geht es um das Leben im Ganzen, das Glückseligkeit für das Individuum und seine Mitmenschen mit sich bringt. Tugendhafte Handlungen schließen eine Selbstregulation der Bedürfnisse mit ein, was bedeutet, dass der glückseligste Mensch kein verschwenderisches Leben führt, sondern ein harmonisches und gleichmäßiges Leben, in dem man Extreme meidet“.
Da nun die Glückseligkeit von der Tätigkeit des Verstandes und der Vernunft herrührt, besteht die erfüllendste Variante menschlichen Daseins in der reinsten Anwendung dieser Tätigkeiten, nämlich der Anwendung um ihrer selbst willen. (50)
Millennials entdecken immer stärker den Kunstmarkt für ihre Geldanlage
„Internetaffin, wenig entscheidugsfreudig, teilen anstatt besitzen und viel Flexibilität am Arbeitsplatz — das sind wohl einige der bekanntesten Vorurteile gegenüber Millennials. Dennoch sind sie eine wichtige Zielgruppe — schließlich wird die Generation Y so viel Geld erben, wie keine andere Generation vor ihnen. Dass Millennials sich in vielen Bereichen von ihren Vorgängergenerationen unterscheiden, ist bekannt.
Nach einer Berechnung der Royal Bank of Canada wird alleine im Vereinigten Königreich und Nordamerika ein Vermögen in Höhe von umgerechnet 3,5 Billionen Euro weitergegeben. Beim Generationswechsel kommt es zudem zu einem historischen Phänomen: Erstmals ist die Generation der Erblasser größer als die der Erbenden — bedeutet: Das gleiche Geld wird auf weniger Menschen verteilt.
Doch schon vor dem Erbe gilt es aber, sein Geld gewinnbringend anzulegen. Millennials haben dabei offenbar den Kunstmarkt für sich entdeckt. Das zeigt die Studie „Art Basel and UBS Global Art Market Report“ von der Schweizer Großbank UBS. Demnach machten Millennials knapp die Hälfte der Käufe für viel Geld aus — allein das unterstreicht die Bedeutung dieser Generation.“ (51)
Millennials: Vor dem ersten Kauf in der Kunst bilden
„`Auch meine Kunden werden immer jünger`, bestätigt der Hamburger Kunsthändler Thole Rotermund im Gespräch mit Business Insider. Dabei gibt er allen, die ihr Geld in Kunst investieren möchten, einen wichtigen Rat: „Qualität, Qualität und nochmals Qualität kaufen. Um diese zu erkennen, sollte man sich in dem Bereich bilden und so viele Informationen einholen wie möglich.“
Eine gute Möglichkeit sei der Besuch von Fachmessen — auch Rotermund befindet sich gerade auf der Kunstmesse Art Cologne in Köln, bei der sich fast 180 Aussteller präsentieren. „Als Neuling in dem Bereich ist man bei so einer großen Anzahl überfordert. Doch es gibt die Möglichkeit zu Führungen, die man unbedingt in Anspruch nehmen sollte“, gibt er als Tipp.
Wer bei Kunsthandel direkt an die teuersten Gemälde der Welt denkt — beispielsweise „Salvator Mundi“ von Leonardo da Vinci, das im November 2017 für 450,3 Millionen US-Dollar (400 Millionen Euro) versteigert wurde — kann sich entspannen. „Man kann durchaus mit 400 bis 500 Euro bestimmte Grafiken erwerben. Nach oben sind dagegen nur die eigenen Vermögensgrenzen das Limit“, so Rotermund.“ (51) (52)
https://www.youtube.com/watch?v=3orkmMlSpmIWAHRE MANUFAKTUR
In der Wellendorff-Manufaktur in Pforzheim werden mit Perfektion, Präzision und Liebe zum Detail alle Schmuckstücke einzeln angefertigt.
WAHRE FAMILIE
1893 gründete Ernst Alexander Wellendorff die Schmuckmanufaktur und kreierte Juwelen für die europäischen Königshäuser. Heute wird das Unternehmen in der vierten Generation von der Familie geführt.
FREUDE SCHENKEN UND BESCHÜTZEN
Mit unseren Kreationen erinnern wir an die besondere Bedeutung von Schmuck, die weit über den materiellen Wert hinausgeht und eine jahrhundertealte Tradition hat.
WAHRES GLÜCK
Wahres Glück zu empfinden, ist eines der schönsten Gefühle der Welt. Genau diesen wahren Wert unterstreichen wir mit ganz besonderen Symbolen: mit Schmuckkreationen für die Ewigkeit.
HISTORIE
125 Jahre sind in der Geschichte nur ein Wimpernschlag. Doch für uns bedeutet diese Zeitspanne eine über vier Generationen reichende Familiengeschichte, die auf edelster Handwerkskunst und Wahren Werten basiert. (53)
„Wahre Werte sind bleibende Werte“
„Die schnellen Moden sind ihre Sache nicht: Die Familie Wellendorff bekennt sich zum «Leben mit Stil» und kreiert klassischen Schmuck von bleibender Schönheit -¬ als Ausdruck der wahren Werte des Lebens“
„Den grössten Erfolg verdanken die Wellendorffs der Erfüllung eines Herzenswunsches: Vor rund drei Jahrzehnten erbat sich Eva Wellendorff von ihrem Mann Hanspeter ein Collier aus reinem Gold, das sich so anschmiegsam anfühlen sollte wie Seide. Es war ein Traum aus Kindheitstagen, denn die kleine Eva hatte bei ihrer Grossmutter mit Vorliebe mit den seidenen Vorhangkordeln gespielt und das Gefühl ihrer zarten Anschmiegsamkeit nie vergessen.
Kordel aus 18-karätigen Goldfäden gewoben
Hanspeter Wellendorff hielt ihren Wunsch für unmöglich. Wie sollte hartes Metall so sanft wie Seide werden? Und dennoch nahm er die Herausforderung an. Zwei Jahre tüftelte er mit seinen Mitarbeitern im Atelier in Pforzheim dann war sie geboren: Die Wellendorff-Kordel, gewoben aus hauchdünnen, 18-karätigen Goldfäden.
Heute ist dieses Collier das Erfolgsmodell der Marke und Synonym für den zeitlos eleganten Wellen-dorff-Stil. Ein Goldschmied benötigt eine Woche, um aus 160 m hauchdünnen Golddrahtes von Hand diese Kordel zu drehen, ihren matten Schimmer sowie die feine Geschmeidigkeit zu erschaffen. Sie-ben schmale, ineinander geflochtene Goldstränge die «Seelen», wie man sie hausintern nennt sorgen für den verblüffenden Effekt.
Mittlerweile gibt es zahlreiche Varianten des Wellendorff-Klassikers: Von der jungen, feinen Kordel bis zur opulenten, vielreihigen Königskordel, jeweils in Weiss- oder in Gelbgold.
Familienunternehmen mit der Bedeutung als Vorbild
Eva und Hanspeter Wellendorff sind heute die Seniorchefs des Unternehmens aus Pforzheim, der deutschen Goldstadt. Hanspeter Wellendorff führt die Geschäfte gemeinsam mit den Söhnen Chris-toph und Georg, mit denen bereits die vierte Generation im Hause tätig ist.
Dieses «gemeinsam» ist keine leere Phrase: Die Wellendorffs sind ein perfektes Team, ergänzen sich im Unternehmen und halten als Familie zusammen. Untereinander herrscht ein herzlicher Ton – man pflegt wahre Werte wie Harmonie und Partnerschaft. «Wir sind eine Familie mit einer einheitlichen Unternehmensphilosophie und der Vision, den qualitativ besten Schmuck herzustellen. Wir finden immer eine gemeinsame Lösung. Das ist unser Leitmotiv, und das geben wir heute schon an unsere Kinder weiter», sagt Christoph Wellendorff. Diese sympathische und unprätentiöse Haltung überträgt sich auf den Besucher, der eintaucht in eine Welt, in der Fantasien in Gold und Platin dank traditionel-ler Handwerkskunst Gestalt gewinnen. Und sie überträgt sich auf den Schmuck, der den Wellendorff-Slogan «Wahre Werte» perfekt verkörpert. Nicht nur daran sowie an ihrer klassischen Ästhetik sind Juwelen von Wellendorff zu erkennen, sondern auch am Brillant-W, das als Logo jedes Stück signiert. Es funkelt mit gebotener Zurückhaltung am Hals prominenter Frauen wie Prinzessin Takamado aus dem japanischen Kaiserhaus.
Auf die internationale Mischung – auch die guten Absatzzahlen in der Schweiz – sind die Pforzheimer stolz: «Wir begeistern mit unserem Schmuck die Wellendorff-Frau weltweit, von New York, Paris, Berlin, Moskau und Zürich bis hin nach Hongkong und Tokio. Die Kennerin sucht den Spezialisten», sagt Claudia Wellendorff.
Auf den ersten Blick ist sofort alles klar
Denn den Wellendorffs ist etwas gelungen, das in der Welt des Schmucks äusserst schwierig ist: Ein auf den ersten Blick wiedererkennbares Design zu schaffen. Das gilt nicht nur für die Wellendorff-Kordel, sondern auch für die «Magischen Ringe», deren Innenring sich spielerisch drehen lässt und mit farbigen Emaillacken, Ornamenten und meist auch Brillanten geschmückt ist. Sie sind aufwendig und präzise gefertigt: Aus mehreren Einzelringen, die auf den Hundertstelmillimeter zueinander pas-sen, damit sich der Innenring so rasant drehen lässt.
Farbe kommt durch Kaltemail ins Spiel und wird in mehreren Arbeitsschritten und diversen Schichten aufgetragen, um die sanft schimmernden Lichteffekte zu erzielen.
Begehrlichkeiten wecken nicht nur die «Magischen Ringe» mit immer neuen, verführerischen Moti-ven und Farbkombinationen, sondern auch die Jahresringe, die jährlich in limitierter Edition aufgelegt werden. Der aktuelle Jahresring 2005 trägt den Namen Sonne und leuchtet in den schönsten Nuancen von Rot und Orange eines Sonnenuntergangs. Sein warmes Leuchten lässt eine Magie erahnen, von der Eva Wellendorff schmunzelnd berichtet und die sie selbst schliesslich vor rund drei Jahrzehnten erfahren hat: «Der Ring hat etwas mit der Erfüllung von Träumen zu tun. Denn man kann sich gut vorstellen, dass Wünsche wahr werden, wenn man an dem Ring dreht.»
Wellendorff
Ein Haus mit Tradition
Wellendorff – das ist eine Schmuckmarke mit Geschichte. 1893 gründet Ernst Alexander Wellendorff die Schmuckmanufaktur im deutschen Pforzheim. Seine einmaligen Kreationen machen selbst Könige zu Kunden: Juwelen aus dem Hause Wellendorff brillierten einst am russischen Zarenhof und im bri-tischen Königshaus.
Der Sohn des Gründers, Alexander Wellendorff, macht den Namen schliesslich zur Marke: Sein Initi-al wird als diamantgekröntes «W» ihr Zeichen, das heute auf oder an jedem Schmuckstück zu finden ist. Mittlerweile führt der Enkel des Gründers, Hanspeter Wellendorff, gemeinsam mit seinen Söhnen Christoph und Georg die Marke mit 60 Mitarbeitern in Pforzheim.
An der Seite der Wellendorff-Männer stehen ihre Ehefrauen Eva, Iris und Claudia, die mit weiblicher Intuition Einfluss auf die Schmuckkollektion nehmen.
Diese nimmt in den Goldschmiedeateliers dank traditioneller Handwerkskunst Gestalt an: Wellendorff ist eine echte Manufaktur, bei der vom ersten Designentwurf über die eigene Legierung bis hin zur peinlich genauen Endkontrolle unter dem Mikroskop die klassische Handarbeit vorherrscht. Daher können von der Idee bis zur Realisation eines Juwels bis zu neun Monate vergehen. Ausserdem wer-den pro Tag nicht mehr als 20 Schmuckstücke fertig gestellt.“ (54)
„Royal Jewelers“
https://www.youtube.com/watch?v=_D6PMFtHwH8https://www.youtube.com/watch?v=aZkhdtABpQY
https://www.youtube.com/watch?v=hH0wuHgXdKM
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