DEUTSCH IST EINE TOLLE SPRACHE
Unsere Sprache ist viel besser als ihr Ruf. Sie ist präzise im Raum, genial in der Kombination der Worte und besonders geeignet für Rücksichtnahme und Höflichkeit. Da staunt ihr, was?
Ist Deutsch so schwer, dass das Leben zu kurz ist, um es zu lernen? Mark Twain war dieser Meinung. Als ich ein kleiner Junge war, rief meine italienische Tante voller gespielter Bewunderung, wenn sie mich sah: „In Deutschland können sogar die Kinder Deutsch sprechen!“ Die Ironie verstand ich erst später.
Der Ruf, eine schwer zu lernende Sprache zu sein, ist nicht folgenlos: Neulich bekam ich in einem deutschen Forschungsinstitut auf die Frage, ob denn die jungen ausländischen Wissenschaftler auch Deutsch lernten, die frappierende Antwort: „Das hindert sie am Forschen. Wir brauchen eher Englisch für den Hausmeister.“
Andererseits: Einmal lernte ich die Siegerinnen eines Deutschwettbewerbs aus den osteuropäischen Ländern kennen. Sie sprachen fließend Deutsch und waren doch noch nie zuvor in Deutschland gewesen. Ob denn das Deutsche nicht schwer zu erlernen gewesen sei? „Deutsch? Schwer? Nicht für uns!“, war die von erstauntem Gelächter begleitete Antwort. Hatte Mark Twain also doch nicht recht?
Nein, man braucht keine Ewigkeit, um Deutsch zu lernen. Aber mehrere Tausend Stunden sind es schon. Das gilt aber für die meisten Fremdsprachen, nicht nur für Deutsch. Fremdsprachenlernen ist nun einmal eine Investition. Aber besonders aufwendig ist sie mit Blick auf das Deutsche nicht. Deutsch ist nämlich in Teilen sogar sehr leicht. Denn es hat viele Vorzüge, die uns oft nicht bewusst sind.
Ja, aber, auch, bloß
Die Wortbildung im Deutschen ist schlicht genial, weil sie so einfach ist. Wir können die Wörter ganz leicht kombinieren, und schon entsteht ein neues Wort mit präziser Bedeutung: anlehnen oder anschmiegen zum Beispiel. Aus schämen machen wir neuerdings auch fremdschämen: Man schämt sich eines anderen. Oder unnahbar. Ganz einfach aus drei kurzen Teilen zusammengesetzt.
Oder die Quengelware, nämlich die Süßigkeiten, die im Supermarkt in Höhe der Kinder zum Kauf verführen. Oder die Datenautobahn, aus drei Wörtern zusammengesetzt. Im Deutschen ist es spielend einfach, neue Begriffe für neue Dinge zu erfinden. Unsere Sprache ist deshalb ungeheuer entwicklungsfähig, allerdings nur, wenn wir dieses Instrumentarium auch nutzen.
Viele Menschen meinen, der deutsche Satz neige zu Kompliziertheit. Unsere Sprache hat aber vor allem einen flexiblen Satzbau, der ganz einfach umzustellen ist: Ich komme morgen nachhause. Morgen komme ich nachhause. Nachhause komme ich morgen.
Jedes Mal entsteht durch einfache Umstellung eine neue Betonung. Wer will behaupten, dass das schwer ist? Im Gegenteil, es ist kinderleicht!
An, auf, ab, unter, zwischen
Und dann noch ein Klassiker: die Genauigkeit. Ob ich in einen Raum gehe oder in einem Raum herumgehe, wird im Deutschen grammatisch unterschieden. Im Französischen heißt „Il court dans le jardin“ beides: Er läuft im Garten und er läuft in den Garten.
Erst der Kontext kann es weisen. Das Deutsche ist im Raum genauer. Man nehme nur die kleinen Vorsilben wie an-, auf-, ab-, unter-, zwischen-, neben-. Mit ihrer Hilfe können wir auf einfachste Weise leicht verständliche Wortfelder schaffen.
Und schließlich bietet das Deutsche viele Möglichkeiten, die Kommunikation mit den Mitmenschen fein zu dosieren, und zwar durch jene kleinen Wörter, die der Sprachwissenschaftler Peter Eisenberg einmal „Zaungäste im Pelz der Sprache“ genannt hat. Man nennt diese kleinen Wörter auch „Abtönungspartikel“.
Sie helfen uns, nicht gleich mit einer Aussage ins Haus zu fallen: Du weißt es ja; er will es eben nicht. Zu den kleinen, aber wirkungsvollen Wörtern gehören außerdem aber, auch, bloß, doch, etwa, halt, schon, vielleicht, wohl. Unsere Sprache ist jedenfalls nicht für Grobheiten verantwortlich, sondern eignet sich – wer hätte es gedacht? – geradezu für Rücksichtnahme und Höflichkeit.
Doch, etwa, halt
Deutsch ist eine Hochsprache. Sie verfügt über eine kodifizierte Grammatik, eine verbindliche Hochlautung und einen reichhaltigen Wortschatz. Aber ist das nicht eine Selbstverständlichkeit? Damit wir das zu schätzen wissen, sei gesagt: Nur ein Bruchteil der Sprachen der Welt ist Schul- und Unterrichtssprache.
Das Deutsche ist außerdem das, was man eine Kultursprache nennt. Unsere Schüler lesen in der Oberstufe immerhin noch Lessing, Kleist, Goethe, Fontane. Ihnen werden ältere Sprachzustände erschlossen. Dadurch wird ein Überlieferungszusammenhang hergestellt. Unsere Sprache wird als kulturelles Erbe greifbar. Das stützt die Identität einer Sprachgemeinschaft.
Immer wieder heißt es gebetsmühlenartig, Englisch sei die lingua franca. Das gilt aber auch nicht auf der ganzen Welt, wenn man näher hinsieht. Insofern ist der Begriff durchaus mit Vorsicht zu genießen. Kann man zum Beispiel in Frankreich allein mit Englisch durchkommen?
Bei vielen Menschen nicht, und manchmal sogar bei jenen nicht, die es können. Andererseits hat auch das Deutsche in gewissen Gebieten und Bereichen durchaus Eigenschaften einer lingua franca: Immerhin in sieben Staaten ist Deutsch nationale oder regionale Amtssprache.
Schon, vielleicht, wohl
Über 100 Millionen Menschen sprechen Deutsch als Muttersprache. Es gibt große deutschsprachige Minderheiten im Ausland. Es sind 7,5 Millionen weltweit. Rund 15 Millionen Menschen lernen Deutsch im Ausland.
Der Sprachwissenschaftler Ulrich Ammon schätzt, dass rund 280 Millionen Menschen weltweit Deutsch sprechen oder gerade lernen oder für eine bestimmte Zeit gelernt haben. Nicht gerade wenig! In der Europäischen Union ist Deutsch übrigens die am meisten gesprochene Muttersprache. Hätten Sie das gedacht?
Deutsch wird oft unterschätzt, gern auch von der eigenen Sprachgemeinschaft. Dabei bietet es sowohl im Sprachbau als auch durch seine internationale und kulturelle Stellung eine ganze Reihe von Vorzügen. Das sind wichtige Argumente gerade auch in der gegenwärtigen Situation, in der die Rolle der deutschen Sprache als Sprache der Integration von größter Bedeutung ist.
Vielleicht liegt ja die Zukunft unserer Sprache sogar verstärkt in den Händen derer, die von außen zu uns kommen. Und womöglich werden sie sie später eben gerade deshalb zu schätzen wissen, weil sie die Sprache ihrer neu gewonnenen Sicherheit und Freiheit ist.
DEUTSCH IST KEINE BARSCHE SPRACHE
Deutsch gilt als schwer zu lernen, kompliziert, umständlich: Der Philologe Roland Kaehlbrandt bescheinigt der deutschen Sprache dagegen Wendigkeit, Nuancenreichtum und Wandelbarkeit. Deutsch sei teilweise kinderleicht und man könne sich sehr höflich damit ausdrücken.
Der Philologe Roland Kaehlbrandt wünscht sich im Interview mit Deutschlandradio Kultur, dass die Vorzüge der deutschen Sprache mehr hervorgehoben werden. Vor allem lobt er die Ausdrucks- und Wandlungsfähigkeit des Deutschen.
Zu den großen Vorzügen der deutschen Sprache zählten ihre Kombinierfreudigkeit und ihre große Präzision. Gerade bei Wortverbindungen sei das Deutsche ganz besonders kreativ.
„Man kann ja ganz leicht Wörter zusammenbauen. Wir sind so eine Lego-Sprache“, lobte das Kuratoriumsmitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung.
Der Philologe wandte sich gegen die weitverbreitete Meinung, Deutsch sei kompliziert und schwer erlernbar: „Das ist ein Vorurteil, das dem Deutschlernen auch nicht guttut. Ich würde sagen im Gegenteil. (…) Es gibt auch sehr viele leicht zugängliche Kapitel, zum Beispiel gerade der Wortschatz und die Wortbildung. Das ist etwas, was im Deutschen kinderleicht geht.“
„U-30-Deutsch“ zeigt die Wandlungsfähigkeit
Die Wandlungsfähigkeit des Deutschen zeige auch die Sprachpraxis der jüngeren Generation: Das „U-30-Deutsch“ sei, so Kaehlbrandt, von besonderer Kürze, Ironie und Schnelligkeit gekennzeichnet. Kreationen der letzten Jahre wie „Aber hallo!“ hätten sich mit unglaublicher Schnelligkeit verbreitet.
Zudem verfüge das Deutsche über kleine geschmeidige Wörter, die man einfügen könne: „Und damit ist man gleich viel freundlicher und netter. Es ist auch keine barsche Sprache.“
Zentrale Vorzüge des deutschen Satzbaus seien die Flexibilität und Wendigkeit sowie der Nuancen- und Erfindungsreichtum bei der Beschreibung neuer Sachverhalte. All das seien „Dinge, die man vielleicht mal etwas deutlicher machen muss: Dass das Deutsche große Vorteile hat und nicht nur schwierig ist“.
REFERENZ
HELGA LICHTENTHÄLER, DIREKTORIN DER DR. BENEDICT SCHULE
Frau König war von 1990 bis 2000 als freie Mitarbeiterin in unserem Team für die Sprachen Englisch und Deutsch als Dozentin tätig.
Ihre hervorragenden Unterrichtsvorbereitungen und Ihr Fachwissen führten zu einem hohen Ansehen bei unseren Sprachinteressenten*innen.
Ihren konsequent geführten Unterricht, besonders im Business- Bereich, wurde belohnt durch die telc-Prüfungsergebnisse der Teilnehmer*innen. Durch ihren großen Einsatz und den abwechslungsreichen Unterricht, motivierte sie damit auch ihre Schüler*innen.
Sie verließ die Schule und setzte ihr Wissen im Bereich Business und Management für Führungskräfte bei der Firma Steinmüller in Gummersbach ein.
Ich empfehle sie gerne jederzeit weiter und wünsche ihr alles Gute für die Zukunft, privat und geschäftlich.
DR. BENEDICT SCHULE
HELGA LICHTENTHÄLER ( VORMALS KELLER)
EHEMALIGE DIREKTORIN